Hessen

Gedenken an Hanau: Bischöfin fordert Aufarbeitung der Unrechtstaten

Am 16. Februar 2025 fand in der Hanauer Marienkirche ein Gedenkgottesdienst für die Opfer des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau statt. Bischöfin Beate Hofmann kritisierte bei der Gelegenheit die unzureichende Aufarbeitung des Vorfalls, der sich am 19. Februar 2020 ereignete. Sie betonte, dass schwerwiegende Fehler „nicht angemessen anerkannt“ wurden und dass politische Interessen die Trauerarbeit erschweren.

Hofmann rief zur Versöhnung auf und sprach sich gegen die Vorstellung aus, dass Gewalt mit mehr Gewalt bekämpft werden kann. In ihrer Rede verwies sie auch auf den Einfluss des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf Gerechtigkeit und Frieden. Der gewaltsame Anschlag, bei dem ein 43-Jähriger in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordete und anschließend seine Mutter und sich selbst tötete, führte zu einer breiten Diskussion über das Versagen von Polizei und Behörden.

Hintergrund des Anschlags

Der Anschlag, der sich in der Zeitspanne zwischen 21:55 Uhr und 22:01 Uhr ereignete, kostete das Leben von Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Sechs weitere Personen wurden verletzt, teils schwer. Tobias R. hatte vor dem Anschlag rassistische Pamphlete und Videos veröffentlicht und handelte nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) aus einer rechtsextremen Ideologie. Ein Gutachten attestierte ihm paranoide Schizophrenie.

Ein Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags wurde 2021 eingesetzt, um das Versagen der Sicherheitsbehörden zu klären. Der Abschlussbericht stellte fest, dass die Sicherheitsbehörden nicht in der Lage waren, die Gefahr frühzeitig zu erkennen und die Tat zu verhindern. Angehörige der Opfer äußerten scharfe Kritik an den Ermittlungen und forderten weiterhin eine umfassendere Aufklärung.

Rund um den fünften Jahrestag des Anschlags sind zahlreiche Gedenkveranstaltungen geplant. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Mittwoch in Hanau eine Gedenkfeier abhalten. Eine Demonstration unter dem Motto „Erinnern heißt verändern“ fand am Samstag auf dem Hanauer Marktplatz statt, bei der die Polizei die Teilnehmerzahl auf bis zu 1.000 schätzte, während die Veranstalter von etwa 1.500 Menschen sprachen.

Die Bundesregierung plant darüber hinaus Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Rassismus, einschließlich eines umfassenden Maßnahmenpakets mit 89 Initiativen, das bis 2024 über eine Milliarde Euro bereitstellen soll. Eine geförderte Initiative in Hanau gedenkt der Opfer unter dem Hashtag „#SayTheirNames“.