
Der Bürgermeister Istanbuls, Ekrem İmamoğlu, wurde am 19. März 2025 festgenommen. Ihm wird Korruption vorgeworfen, und er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Diese Festnahme hat zu umfangreichen Protesten in Istanbul, Ankara und anderen Städten geführt, an denen Hunderttausende Menschen teilnehmen.
Die Vorsitzende des Aalener Vereins Aakademie, Methap Derin, äußerte Besorgnis über die Situation und vermutet einen möglichen Putsch durch Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Sie sieht die Entwicklung als einen Schritt in Richtung Diktatur und fordert eine klare Positionierung Europas für Gerechtigkeit und Demokratie in der Türkei. Vecdi Temizkan, Vorsitzender des Kulturclubs Antakya-Aalen, kritisiert die unbegründete Festnahme İmamoğlus, sieht jedoch die Demokratie in der Türkei nicht in Gefahr. Laut Temizkan gab es bisher keine schwer Verletzten bei den Protesten, und er hofft auf eine friedliche Lösung.
Reaktionen und politische Hintergründe
Cakir Akin vom Alevitischen Kulturzentrum in Schwäbisch Gmünd äußert sich ebenfalls besorgt über die Verhaftung und fordert die Wahrung der politischen Freiheit sowie demokratischer Grundrechte. Akin weist zudem auf eine Abwanderung junger Menschen aus der Türkei aufgrund fehlender Perspektiven hin. Hüseyin Kiziltepe von der Aalener Ditib-Moschee bezeichnet die Lage als „schlimme Sache“ und plädiert für Geduld hinsichtlich der Gerichtsentscheidungen. Ibrahim Aslan, Vorsitzender der Gmünder Ditib-Gemeinde, äußert sich nicht zu den politischen Entwicklungen und konzentriert sich auf die gemeinnützige Arbeit.
Ekrem İmamoğlu ist offizieller Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Volkspartei (CHP) der Türkei. Die nächste Wahl findet in drei Jahren statt. Vor seiner Festnahme wurde ihm jedoch sein Universitätsabschluss aberkannt, was eine Voraussetzung für die Präsidentschaftskandidatur ist. İmamoğlu bezeichnet den Entzug seines Diploms als lächerlich und hat den Eindruck geäußert, dass Erdoğan ihn politisch kaltstellen wolle. Die CHP nominierte İmamoğlu frühzeitig, um ihn zu schützen, und ruft zu Demonstrationen für İmamoğlu auf. Es gibt Spekulationen über eine mögliche Protestwelle gegen die Regierung Erdoğan, während İmamoğlu trotz seiner Haft unerschrocken bleibt und Juristen auffordert, gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen.
Die Cumhuriyet Halk Partisi (CHP) wurde 1923 gegründet und ist die größte Oppositionspartei zur AKP von Erdoğan. Laut türkischer Verfassung darf ein Präsident maximal zwei Amtszeiten absolvieren; Erdoğan wurde 2014 und 2018 gewählt. Die AKP argumentiert, dass das Präsidialsystem von 2017 einen „Neustart“ darstellt, wodurch Erdoğan erste Amtszeit nicht zählt. Für eine weitere Amtszeit nach 2028 müsste das Parlament vorgezogene Neuwahlen beschließen, wie Schwäbische Post berichtet.
İmamoğlu hat Betriebswirtschaft studiert und arbeitete zuvor im Familien-Bauunternehmen. Er war Bezirksbürgermeister und später Oberbürgermeister von Istanbul. In Meinungsumfragen ist er beliebter als der amtierende Präsident Erdoğan; er setzt sich für Demokratie, Freiheit, Gleichheit, Rationalität, Wissenschaft, Liebe und Solidarität ein, wie auch Tagesschau hervorhebt.