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In Deutschland haben 63 Prozent der Beschäftigten im vergangenen Jahr trotz Krankheit gearbeitet, wie eine neue Studie des DGB-Index Gute Arbeit zeigt. Besonders alarmierend ist, dass 44 Prozent der Befragten angaben, eine ganze Woche oder länger krank gearbeitet zu haben. Der Präsentismus hat nach dem Ende der Corona-Pandemie stark zugenommen; 2021 waren es lediglich 48 Prozent der Befragten, die angaben, mindestens einen Tag krank gearbeitet zu haben. Im Jahr 2024 liegt der Präsentismus erneut auf dem Niveau von 2019.
Die Diskussion um den Krankenstand in Deutschland wird durch Forderungen wie die von Allianz-Chef Oliver Bäte, den Karenztag wieder einzuführen, angeheizt. Dies löst Vorwürfe aus, die Krankmacherei seien ungerechtfertigt, da schlechte Arbeitsbedingungen dazu führen, dass Beschäftigte trotz ihres Gesundheitszustandes zur Arbeit erscheinen. Hohe Arbeitsbelastungen, eine ungünstige Betriebskultur und Sorgen um den Arbeitsplatz stehen in direktem Zusammenhang mit häufigem Präsentismus. So arbeiteten 48 Prozent der Beschäftigten ohne Arbeitsverdichtung nicht krank, während dieser Wert bei stark betroffenen Beschäftigten auf nur noch 22 Prozent sinkt.
Einfluss der Arbeitsbedingungen
Die Studie zeigt weiter auf, dass der Anteil derer, die eine Woche oder mehr krank gearbeitet haben, von 35 Prozent (ohne Arbeitsverdichtung) auf 67 Prozent (mit hoher Arbeitsverdichtung) ansteigt. Eine positive Betriebskultur trägt nachweislich dazu bei, dass weniger Mitarbeiter trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen; bei belastender Betriebskultur liegt der Anteil der Beschäftigten ohne Präsentismus lediglich bei 19 Prozent. Außerdem nehmen Sorgen um den Arbeitsplatz deutlich zu: 81 Prozent der Beschäftigten mit großen Sorgen arbeiten trotz Krankheit, im Vergleich zu 61 Prozent bei denen, die sich selten Sorgen machen.
Eine gute Arbeitsumgebung, die sichere Arbeitsplätze und eine positive Betriebskultur umfasst, fördert die Gesundheit und Genesung der Beschäftigten. Diese Erkenntnisse wurden auch in aktuellen Erhebungen des DGB-Index Gute Arbeit für Nordrhein-Westfalen reflektiert, die in Düsseldorf vorgestellt wurden. Sie zeigen sowohl positive als auch kritische Aspekte der Arbeitsbedingungen auf, wobei Besonderheiten wie die Bewertung durch Beschäftigte unter 35 Jahren oder digitale Stressfaktoren thematisiert werden, wie es in der Berichterstattung des DGB-Index Gute Arbeit hervorgehoben wird.