GreifswaldMecklenburg-Vorpommern

Greifswald: Ist die Musikwissenschaft bald Geschichte? Schockierende Pläne!

Die Musikwissenschaft an der Universität Greifswald sieht sich einem drastischen Umbruch gegenüber. Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät hat eine Beschlussvorlage zur Schließung des Faches auf die Tagesordnung gesetzt. Diese Maßnahme steht im Kontext von Sparmaßnahmen und der Priorisierung von zeitgemäßen Trends wie den Digital Humanities. Mit der Schließung könnte Mecklenburg-Vorpommern das erste Bundesland werden, in dem Musikwissenschaft nicht mehr grundständig studiert werden kann.

Die einzige Professur für Musikwissenschaft an der Universität Greifswald ist seit April vakant, was zur Folge hat, dass das Fach gegenwärtig keine Stimme innerhalb der Fakultät hat. Im Sommer 2024 wurde die Musikwissenschaft als „Kleinod der Universität“ evaluiert und hat über Jahrzehnte zur Musikvermittlung und kulturellen Teilhabe in der Region beigetragen. Mit einer Gründung im Jahr 1456 würde die Schließung der Musikwissenschaft eine entscheidende fachwissenschaftliche Facette der Universität verloren gehen.

Wichtige historische Aspekte und Auswirkungen

Die Musikwissenschaft hat eine lange Tradition an der Universität Greifswald, die bis ins Jahr 1793 zurückreicht. 1901 habilitierte sich Wilhelm Kleefeld, was das Fach offiziell an der Universität etablierte. Der regelmäßige Lehrbetrieb wurde 1925 von Hans Engel eingeführt, der 1928 ein musik­wissenschaftliches Seminar gründete. Zudem hat sich die Musikwissenschaft in Greifswald auf die Erforschung der Musikkulturen rund um die Ostsee spezialisiert.

Ein Zusammenschluss mit der Kirchenmusik im Jahr 1996 führte zur Gründung des Instituts für Kirchenmusik und Musikwissenschaft. Das bevorstehende Ende des Faches könnte etablierte Kooperationen mit Theatern, Festivals, Museen und der kreativen Musikszene gefährden und die Musikkultur des Nordostens an den Rand drängen, besonders in einer Region, die durch wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten geprägt ist. Bemerkenswert ist, dass die AfD bei der Bundestagswahl im Februar 2024 zur stärksten Kraft in Mecklenburg-Vorpommern wurde.

In einem anderen Kontext hält die Universität Rostock eine Ringvorlesung zum Thema „Digital Humanities im Fokus: Methoden, Anwendungen und Perspektiven“ ab. Dabei wird PD Dr. Katrin Dennerlein von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg über literarische Emotionen und künstliche Intelligenz referieren. Diese Vorlesungsreihe umfasst Präsentationen von Vertretern der Universität Rostock sowie internationalen Gästen und richtet sich an interessierte Studierende, die die Vorlesung als Lehrveranstaltung belegen können. Die Veranstaltung findet montags von 17:15 bis 18:45 Uhr statt und wird online via Zoom angeboten, wie [musik.uni-greifswald.de](https://musik.uni-greifswald.de/detailansicht-2/n/ringvorlesung-digital-humanities-im-fokus-20012025-205373/) berichtet.