
Am 17. Januar 2025 wurde Andreas Martins, der Amtsgerichtsdirektor von Neumünster, offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Martins hat sich in Justizkreisen durch das „Neumünsteraner Modell“ einen Namen gemacht, insbesondere im Bereich der beschleunigten Verfahren. Seit 2004 war er am Amtsgericht Neumünster tätig, zunächst als Richter am Schöffengericht und seit 2010 als Direktor. Davor arbeitete er zehn Jahre lang als Staatsanwalt in Kiel und vier Jahre am Oberlandesgericht in Schleswig.
Andreas Martins setzte sich besonders für beschleunigte Verfahren ein, bei denen überführte Täter innerhalb weniger Tage verurteilt werden. Diese spezifische Handhabung wurde verstärkt genutzt, als 2016 die Zahl der Ladendiebstähle in Neumünster anstieg. Martins hatte keine festen Sitzungstage, was ihm Flexibilität bei der Durchführung der Verfahren ermöglichte. Er betont die Notwendigkeit einer gesunden Distanz im Umgang mit „gescheiterten Fällen des Lebens“.
Aufmerksamkeit durch prominente Fälle und neue Projekte
Ein besonderer Fall während seiner Amtszeit war der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont, der 2018 in Neumünster auf der Anklagebank saß. Im Ruhestand bleibt Martins aktiv, indem er als Prüfer für das zweite Staatsexamen in Hamburg tätig ist und sich in einer Arbeitsgemeinschaft zur Vorbereitung von Nachwuchskräften engagiert. Zudem plant er, sich intensiver dem Zeichnen von Karikaturen zu widmen und könnte gelegentlich als Gerichtszeichner tätig sein.
Am 9. Januar wurde im NDR ein Bericht über beschleunigte Verfahren am Amtsgericht Neumünster ausgestrahlt, in dem auch Strafverteidiger Gubitz zu Wort kam. Laut Martins sind die Beweisregeln für das beschleunigte Verfahren identisch zu denen in anderen Verfahren. § 420 StPO regelt die Beweisaufnahme in beschleunigten Verfahren, wobei Zeugenvernehmungen durch Verlesungen von Protokollen ersetzt werden können.
Martins berichtet, dass 90 % der „schnellen Verfahren“ gegen Asylbewerber oder Täter ohne festen Wohnsitz durchgeführt werden. Diese Statistiken könnten eine verfassungsrechtlich bedenkliche Ungleichbehandlung darstellen, da sie dem Zugehörigkeitsprinzip widersprechen. Der NDR-Bericht beleuchtet zudem, dass unzureichende Aufklärung im Rahmen der beschleunigten Verfahren zu erheblichen Freiheitsstrafen führen kann, was bedeutet, dass wichtige Strafzumessungsgründe womöglich nicht im „kurzen Prozess“ geklärt werden.
Die gesetzliche Notwendigkeit der Beteiligung eines Verteidigers besteht, wenn eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und einem Jahr zu erwarten ist. Es ist zu beobachten, dass einige Verteidiger in beschleunigten Verfahren als Pflichtverteidiger bestellt werden, ohne den Verfahren tatsächlich entgegenzuwirken. Es wird empfohlen, dass aktive Verteidigung dazu beitragen könnte, beschleunigte Verfahren zu vermeiden.
Die gerichtlichen und staatsanwaltschaftlichen Bemühungen sollten darauf abzielen, reguläre Strafverfahren zügiger abzuwickeln, um die bestehenden Herausforderungen im Bereich der beschleunigten Verfahren anzugehen, wie [Gubitz & Partner](https://www.gubitz-partner.de/beschleunigte-verfahren-bericht-des-ndr-faktencheck/) berichtete.