
Am 4. April 2025 diskutierten Petra Herterich und Kristina Groeneveld im Podcast „Die Frau am Freitag“ mit Holger Siemann, einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie aus Leer, über das Thema Einsamkeit. Dabei wurde insbesondere der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit erörtert. Siemann erklärte, wann ein Rückzug in Einsamkeit umschlägt und welche Schritte unternommen werden können, um wieder Anschluss zu finden. Des Weiteren gab er wertvolle Tipps zur Selbstfürsorge. Die Podcast-Serie ist kostenlos erhältlich und erscheint jeden ersten Freitag im Monat, wie [oz-online.de](https://www.oz-online.de/artikel/1552848/Ist-das-noch-Alleinsein-oder-schon-Einsamkeit) berichtet.
Einsamkeit und soziale Isolation sind ernstzunehmende gesellschaftliche Probleme, die schätzungsweise rund 8 Millionen Menschen in Deutschland betreffen, was etwa 10% der Bevölkerung entspricht. Besonders betroffen sind jüngere Erwachsene und ältere Menschen, wobei in bestimmten Altersgruppen die Betroffenheit bei über 15% liegt. Einsamkeit kann gravierende Auswirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit haben, inklusive Depressionen, Angsterkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Studie von Holt-Lunstad aus dem Jahr 2015 belegt, dass die Mortalität bei chronisch einsamen Menschen um bis zu 26% steigt; bei sozialer Isolation sogar um 29% und bei Alleinlebenden um 32%. Laut dieser Studie ist soziale Isolation schädlicher für die Sterblichkeit als Rauchen oder Alkoholkonsum. Dies geht aus den Erkenntnissen hervor, die [aerzteblatt.de](https://www.aerzteblatt.de/archiv/einsamkeit-und-soziale-isolation-auf-der-suche-nach-evidenz-289712e3-dd81-4242-829d-c17da70809d8) zusammenfasst.
Maßnahmen gegen Einsamkeit
Die Bundesregierung plant, unter der Leitung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ) gemeinsam mit dem Kompetenznetz Einsamkeit (KNE), eine umfassende Strategie gegen Einsamkeit zu entwickeln. Diese Strategie soll evidenzbasierte Strukturen schaffen und bis zum Ende der Legislaturperiode umgesetzt werden. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Einsamkeit während der COVID-19-Pandemie, der in allen Altersgruppen, insbesondere bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Eltern kleiner Kinder und Alleinlebenden, zugenommen hat.
Zusätzlich berichtet das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA), dass im Jahr 2017 etwa 9% der Menschen zwischen 46 und 90 Jahren tiefste Einsamkeit erlebten. Es wurde festgestellt, dass Einsamkeit bei Personen ab 46 Jahren besonders stark ausgeprägt ist, wenn das Bildungsniveau niedrig ist. Zu den individuellen Risikofaktoren für Einsamkeit gehören unter anderem Introvertiertheit, emotionale Instabilität, Arbeitslosigkeit und das Leben ohne Partner, genauso wie schwache soziale Beziehungen. Menschen mit nicht-heterosexueller Orientierung, insbesondere Trans*personen, sind ebenfalls häufiger von Einsamkeit betroffen. Auch geflüchtete Menschen sehen sich mit diesem Problem konfrontiert, da sie soziale und emotionale Bindungen verlieren.
Um dem entgegenzuwirken, könnten Maßnahmen zur Bekämpfung von Einsamkeit den Aufbau sozialer Netzwerke, ehrenamtliche Unterstützung und kognitive Verhaltenstherapie umfassen. Die Qualität der sozialen Beziehungen fungiert als wichtiger Schutzfaktor gegen Einsamkeit, während eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf an Konzepten zur Unterstützung älterer Menschen arbeitet, die von Isolation bedroht sind. Zudem plant die WHO die Gründung einer Kommission zum Thema Einsamkeit, um die politische Sichtbarkeit zu erhöhen und geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.