
Oliver Kern, der renommierte Pianist aus Frankfurt, setzt seinen Zyklus der Beethoven-Sonaten in der Südwestpfalz fort. In einem Konzert in Zweibrücken präsentierte er am vergangenen Abend nicht nur seine musikalischen Fähigkeiten, sondern auch tiefgehende Einblicke in die Werke von Ludwig van Beethoven.
Kern moderierte das Konzert selbst und thematisierte die Verbindung der gespielten Sonaten zu der harmonischen Klammer E-Dur, die oft mit starken Emotionen wie Liebe und Trauer assoziiert wird. Die ersten beiden gespielten Werke zeichneten sich durch ihre Leichtigkeit aus. In der Sonate Nr. 9 op. 14/1 entfaltete Kern ein reflektiertes und temperamentvolles Spiel, besonders mit einem kraftvollen Einstieg. Das Thema dieser Sonate präsentierte sich wie eine erzählerische Komposition ohne Worte, während der langsame Mittelsatz als tönendes Relief gestaltet wurde. Die Aufführung endete mit einer markant-leidenschaftlichen Coda.
Beethovens Stilelemente
In der darauf folgenden Sonate Nr. 10 op. 14/2 in G-Dur überzeugte Kern durch seine Fähigkeit, die subtilsten Nuancen und harschen Ecken der Musik zu interpretieren. Die lyrischen Momente und die kraftvollen Schlussakkorde waren klar konturiert. Anschließend stellte Kern die Sonate Nr. 17 op. 31/2 d-Moll vor, die auch als „Sturmsonate“ bekannt ist und nach Shakespeares „The Tempest“ geschrieben wurde. Der Künstler beschrieb diese Sonate als einen Ausdruck von äußerer Bedrohung und innerem Aufgewühltsein. Der erste Satz begann emphatisch und leidenschaftlich, mit einem ständigen Wechsel der Impulse und thematischen Strukturen.
Weiterhin präsentierte Kern die Sonate Nr. 30 op. 109 in E-Dur, die eine Abkehr vom klassischen Sonatenhauptsatz darstellt. Der erste Satz zeigte ein erzählerisches Thema, das zwischen Dur und Moll wechselte. Besonders auffällig war der untypisch langsame Schlusssatz, der auf einer barocken Sarabande basierte. Kern interpretierte diesen Abschnitt getragen und setzte dabei helle Akzente. Zum Abschluss des Konzerts bedankte sich der Pianist mit der „Fantaisie impromptu“ von Frédéric Chopin.
Die detaillierte Analyse und die Aufführungsgestaltung deuten darauf hin, dass Oliver Kern besondere Aufmerksamkeit auf Beethovens Ausdruck und die emotionalen Tiefen der Musik legt, wie auch die [IMSLP](https://imslp.org/wiki/Piano_Sonata_No.17,_Op.31_No.2_(Beethoven,_Ludwig_van)) in Bezug auf die historische Einordnung dieser Werke betont.