
Aktuelle Recherchen zeigen, dass russische Medien aktiv Werbung für die Alternative für Deutschland (AfD) während des Bundestagswahlkampfs in Deutschland machen. SWR berichtete, dass Inhalte der AfD über Plattformen wie Telegram und russische Fernsehsender verbreitet werden, wobei andere Parteien kritisiert werden. Besonders auffällig ist der Kanal „Kanzlerdaddy“, der unter anderem einen offenen Brief von der AfD-Chefin Alice Weidel an CDU-Chef Friedrich Merz teilt.
Unter den Zuschauern befinden sich auch Ukrainer und Russen, die in Trier leben. Eine Juristin aus Donezk, Irina, äußert Unzufriedenheit mit der politischen Lage in Deutschland und zieht in Erwägung, zwischen CDU und AfD zu wählen. In Büchenbeuren (Rhein-Hunsrück-Kreis) votierten bei der letzten Europawahl fast 40% für die AfD, vornehmlich Russlanddeutsche. Ortsbürgermeister Guido Scherer vermutet, dass die Partei viele Stimmen von Russlanddeutschen erhalten hat, wobei er Bedenken bezüglich der rechtsextremen Einstufung der AfD äußert.
Ergebnisse der medialen Einflussnahme
In Sohren und Kirchberg erreichte die AfD bei der letzten Europawahl über 30%. Eine 75-jährige Russlanddeutsche aus Trier, Irma Kauz, hat die AfD früher gewählt, ist aber inzwischen von der Partei abgerückt und hält Olaf Scholz (SPD) für den besten Kandidaten. Olga Kuokkonnen, eine Russin aus St. Petersburg, hat seit Jahren kein russisches Fernsehen mehr gesehen, da sie dieses für Propaganda hält.
Der Politikwissenschaftler Markus Linden von der Universität Trier analysiert seit 2017 die Medienlandschaft und die Rolle russischer Medien in Deutschland. Er weist darauf hin, dass diese Medien sowohl normale Berichterstattung als auch gezielte Propagandakampagnen der russischen Regierung umfassen. Russlands Interesse an der Bundestagswahl sei ideologisch motiviert, um den Westen zu spalten und das freie Leben zu bekämpfen.
Laut Linden haben russische Medien seit 2010 zunehmend Einfluss auf die öffentliche Meinung in Deutschland. Die Verbreitung von Desinformationen erfolgt über digitale Kanäle, darunter Fake-Profile auf Plattformen wie X (ehemals Twitter), Facebook, Telegram und YouTube. Proputinistische Pseudonachrichten, wie von „NachDenkSeiten“, und das Compact Magazin, das in Verbindung zur AfD steht, dienen ebenfalls der Einflussnahme.
Der russische Kanal „Kanzlerdaddy“, der Inhalte auf verschiedenen Plattformen veröffentlicht, trägt zur negativen Darstellung der deutschen Politik bei, mit einer Ausnahme für die AfD. Linden schlussfolgert, dass der Einfluss russischer Medien auf den Ausgang der Wahl massiv und spürbar sein könnte.