
Ein Jahr nach dem Baustart der Northvolt-Batteriefabrik in Heide, Schleswig-Holstein, ist die anfängliche Euphorie verflogen. Die Bauarbeiten verlaufen langsamer als geplant, und verschiedene Projekte in der Umgebung sind gestoppt. Northvolt AB, der schwedische Mutterkonzern, hat vor zwei Wochen Insolvenz angemeldet. Ursprünglich sollte die Gigafactory 3.000 Arbeitsplätze schaffen und wurde mit einem symbolischen Boßelwurf eröffnet. Anwesend beim Baustart waren Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Ministerpräsident Daniel Günther.
Die Pläne für Container-Dörfer zur Unterbringung von Bauarbeitern ruhen, während die Verhandlungen zwischen Northvolt und der Stadt Heide gestoppt sind. Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat äußerte, dass es derzeit keinen Druck für den Bau der temporären Wohnanlage gibt. In Wesselburen sollen Flächen für Bauarbeiter vorerst nicht genutzt werden, und ein Industrie- und Gewerbegebiet für Zulieferer der Batteriefabrik wird nicht weiter vorangetrieben. Amtsleiter Björn Jörgensen beschreibt die Situation als „Achterbahnfahrt“ und wartet auf Entscheidungen des Insolvenzverwalters.
Ungewisse Zukunft für die Batteriefabrik
Zusätzlich zu den Verzögerungen in der Bauausführung ist die Zukunft der geplanten Batteriefabrik ungewiss. Während Northvolt Insolvenz in Schweden angemeldet hat, betrifft dies alle schwedischen Einheiten, jedoch nicht die deutschen und amerikanischen Tochtergesellschaften. Der Betrieb in Deutschland soll vorerst fortgesetzt werden und die Bauarbeiten für die Northvolt-Fabrik bei Heide gehen weiter. Entscheidungen während des Insolvenzverfahrens werden von einem gerichtlichen Insolvenzverwalter getroffen, der im Fall von Northvolt als Treuhänder Mikael Kubu sein wird.
Die finanzielle Situation von Northvolt war in den letzten Monaten angespannt, gekennzeichnet durch steigende Kapitalkosten und Lieferkettenprobleme. Im September 2024 kündigte Northvolt an, 1.600 Beschäftigte in Schweden zu entlassen und mehrere Expansionspläne auf Eis zu legen. Dies folgte auf die vorherige Beantragung des Gläubigerschutzes in den USA (Chapter 11) im November 2024. Die hohe Verschuldung und Finanzierungsprobleme führten zur Insolvenz.
Die erste Zellmontage in Heide soll in der zweiten Jahreshälfte 2027 beginnen. Die EU-Kommission genehmigte Fördermittel und Garantien über 902 Millionen Euro für das Werk in Schleswig-Holstein, während Bund und Land Schleswig-Holstein zusätzliche Unterstützung von rund 700 Millionen Euro planten. Northvolt erhielt bereits etwa 600 Millionen Euro von der KfW, die durch Bürgschaften von Bund und Land abgesichert sind.