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In Itzehoe im Kreis Steinburg wird die Kunstgeschichte des Graffitis am ehemaligen Alsenwerke-Gelände neu aufgearbeitet. Fotograf Setus Studt und Graffitikünstler Mirko Reisser, bekannt als DAIM, rekonstruieren diese Geschichte. Die Alsenwerke, die bis Anfang der 1980er-Jahre Zement produzierten, wurden in den 90er-Jahren von Sprayern für ihre Kunstwerke entdeckt und umgestaltet.
Studt dokumentiert den Verfall der alten Fabrikgebäude und zeigt dabei die beeindruckenden Graffiti, die vor allem von DAIM stammen. Seitdem sind die Werke von DAIM jedoch nicht mehr an ihren ursprünglichen Orten zu finden. Studt entdeckte bis zu 107 Farbschichten auf einer Wand des Geländes und hebt hervor, dass die Vergänglichkeit von Graffiti ein zentrales Thema ist, das auch von Reisser bestätigt wird. Oftmals werden illegale Graffiti schnell wieder entfernt.
Kreativität an historischen Orten
Reisser wählte Itzehoe für seine Arbeiten, da es hier noch ungenutzte Wände gab – im Gegensatz zur bereits stark besprayten Stadt Hamburg. Planet Alsen hat sich mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt für Graffitikünstler aus der ganzen Welt entwickelt und wird auch als Wall of Fame bezeichnet. Während einige Wände abgerissen wurden, bleibt der Ort für erfahrene Sprayer weiterhin zugänglich.
DAIM ist heute vor allem für Auftragsarbeiten bekannt, darunter das höchste Wandgemälde in Kanada. Studt und Reisser arbeiten gemeinsam daran, Fotografien von Planet Alsen zu sortieren und die Anfänge der Graffiti-Szene zu rekonstruieren. Zukünftig sind ein Buch und eine Ausstellung im Förderverein Planet Alsen geplant, außerdem soll der Outdoor- und Mitmachbereich des Museums mit neuen Wänden für wechselnde Ausstellungen erweitert werden.
Eine Retrospektive des Graffitti-Künstlers DAIM
Mirko Reisser, der 1989 im Alter von 17 Jahren mit dem Sprayen begann, ist heute als DAIM bekannt und hat sich im klassischen Graffiti-Stil einen Namen gemacht. Reisser hat seine Technik weiterentwickelt und verwandelt seinen Pseudonym in komplexe Skulpturen aus Holz oder Beton. Seine Werke erzeugen optische Illusionen und erforschen die Grenzen zwischen Schrift, Raum und Abstraktion.
Eine Retrospektive zu Reissers Schaffen wird im Woods Art Institute unter dem Titel „DAIM Retrospective – 35 Years Of Graffiti Art“ stattfinden. Die Ausstellung ist von Mai 2024 bis Januar 2025 geöffnet. Um die Werke zu besichtigen, ist eine vorherige Buchung an Wochenenden und Feiertagen erforderlich. Der dazugehörige Katalog ist in deutscher und englischer Sprache erhältlich und umfasst 128 Seiten.
Für Besucher des Woods Art Institute wird die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen, da die Location in Wentorf bei Hamburg ideal erreichbar ist. Zudem werden regelmäßig Künstler- und Sammlertouren angeboten.