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Im Werra-Meißner-Kreis ist die Schweinehaltung in einem besorgniserregenden Abwärtstrend. Laut Uwe Roth, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Werra-Meißner, gibt es derzeit keinen Betrieb mehr, der ausschließlich von der Schweinehaltung lebt. Vor rund zehn Jahren waren es noch über 100 Betriebe, die ihr Einkommen ausschließlich durch diese Tierhaltung erwirtschafteten.
Um wirtschaftlich von der Schweinemast leben zu können, benötigt ein Landwirt mindestens 1500 Masttiere. Aktuell wird die Rentabilität durch steigende Anforderungen und einen Preisverfall am Markt beeinträchtigt. Burkhard Gonnermann, Betreiber eines Schweinehofs, hat die Anzahl seiner Sauen von 270 auf 90 reduziert und die zur Verfügung stehenden Aufzuchtplätze von 1500 auf 700 verringert. Diese Veränderungen sind eine Reaktion auf die angespannten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Kleinbetriebe zunehmend verunsichern.
Sinkende Schweinepopulation und regelungsbedingte Herausforderungen
Im Werra-Meißner-Kreis ist die Schweinepopulation in den letzten Jahren um über 20 Prozent gesunken, von etwa 23.700 Tieren im Jahr 2020 auf rund 18.000. Diese Entwicklung wird von strengen Regelungen begleitet, die zwar Kleinbetriebe mit niedrigeren Beständen ausnehmen, dennoch nimmt deren Zahl ab, von 465 Betrieben im Jahr 2012 auf rund 300.
Die Stiftung Mensch & Tier hat das Jahr 2025 zum Jahr des Haustiers Schwein erklärt und setzt sich für ein respektvolles Miteinander aller Lebewesen ein. Gonnermann kritisiert zudem, dass die bestehenden Förderprogramme für Stallumbauten nicht alle Kosten abdecken. Neue Auflagen träten oftmals bereits vor der Amortisation der Umbauten in Kraft.
Aktuell liegt der Auszahlungspreis für schlachtreife Schweine bei 1,72 Euro pro Kilo. Im Vergleich dazu kostete ein 25 Kilogramm schweres Ferkel im März 2020 noch 79,50 Euro, während es aktuell nur 45 Euro wert ist. Diese Preisentwicklung markiert eine alarmierende Herausforderung für die Schweinehalter.
Negative Stimmung unter Schweinehaltern
Die Fortführung der Schweinehaltung ist mit hohen finanziellen Risiken und bürokratischen Hürden verbunden. Ein Landwirt beschreibt, dass er seinen Sauenbestand aufgrund von Marktschwankungen im Jahr 2022 drastisch reduzieren musste. Er hat umfassende Umbaumaßnahmen an seinem Betrieb vorgenommen, einschließlich der Einführung einer freien Abferkelung und der Schaffung eines Strohbereichs für wartende Sauen. Trotz der anstrengenden Umbaumaßnahmen hatte der Betrieb fast zwei Jahre lang keine Einnahmen.
Die Situation bringt nicht nur wirtschaftliche Belastungen mit sich, sondern wirkt sich auch auf das familiäre Umfeld der Landwirte aus. Dennoch gibt es Hoffnung auf eine steigende Wertschätzung für hochwertig erzeugtes Schweinefleisch in der Politik und Gesellschaft, die den Sauberkeit und die Qualität der Erzeugnisse mehr in den Fokus rückt, wie Agrarheute berichtet.
Für die Landwirtschaft im Werra-Meißner-Kreis bleibt die Zukunft der Schweinehaltung ungewiss, während sich die Anforderungen ständig verändern und die Zahl der aktiven Betriebe weiter abnimmt, wie Werra Rundschau dokumentiert.