
Die Regierungsfraktionen CDU, BSW und SPD in Thüringen haben im aktuellen Haushalt 2025 eine Förderung von 740.000 Euro für die ambulante medizinische Versorgung eingeplant. Dieser Antrag der sogenannten Brombeer-Koalition soll voraussichtlich Anfang April vom Landtag beschlossen werden. Die vorgesehenen Mittel sollen dazu verwendet werden, neue Arztpraxen der „Stiftung ambulante ärztliche Versorgung“ zu schaffen.
Christoph Zippel, Gesundheitspolitiker der CDU, beschreibt dieses Vorhaben als ein Erfolgsmodell zur Eröffnung neuer Arztpraxen in unterversorgten Regionen. Thüringen sieht sich mit einem signifikanten Ärztemangel konfrontiert und weist ein weniger dichtes Versorgungsnetz im Vergleich zu anderen Bundesländern auf. Laut den aktuellen Plänen könnten mit den zusätzlichen Geldern bis zu sechs neue Stiftungspraxen eröffnet werden. Derzeit existieren etwa 20 Stiftungspraxen in Thüringen, die von der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) ins Leben gerufen wurden.
Förderung des medizinischen Nachwuchses
Die Stiftung Ambulante Ärztliche Versorgung Thüringen wurde gegründet, um Versorgungsengpässen entgegenzuwirken und junge Ärzte für die ambulante Medizin zu gewinnen. Diese Stiftung fördert den medizinischen Nachwuchs in unterschiedlichen Phasen, unter anderem durch Famulaturen, Mentoring-Projekte und Stipendien in der Weiterbildung. Sie wurde vom Freistaat Thüringen und der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen ins Leben gerufen und bietet unter anderem eine sogenannte Niederlassungsfahrschule für Ärzte an, die unsicher sind, ob die Selbstständigkeit in einer eigenen Praxis der richtige Schritt ist.
Ärzte haben die Möglichkeit, für ein bis zwei Jahre in Voll- oder Teilzeit in einer Stiftungspraxis zu arbeiten, um Erfahrungen zu sammeln. Am Ende dieser Zeit haben sie die Option, die Praxis zu übernehmen. Zusätzlich werden Seminare zu praxisrelevanten Fragen der Niederlassung und Abrechnung angeboten. Das Thüringen-Stipendium bietet finanzielle Unterstützung für Ärzte, die nach der Weiterbildung mindestens vier Jahre in Thüringen praktizieren.
Seit der Gründung wurden insgesamt 18 Praxen im Freistaat errichtet. Von den damaligen Praxisinhabern haben 10 Ärzte die Praxen übernommen, während 3 sich gegen die Selbstständigkeit entschieden und 5 Praxen als Stiftungspraxen weitergeführt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der hausärztlichen Versorgung, obwohl auch Fachärzte, wie etwa Rheumatologen und Hautärzte, eingestellt werden.
Obwohl Thüringen bereits 2018 das Förderprogramm „Weit-Blick“ ins Leben gerufen hat, bleibt die medizinische Versorgung eine Herausforderung. Es wird geschätzt, dass bis 2030 rund 83.000 Ärzte in den Ruhestand gehen, während bis 2040 möglicherweise bis zu 50.000 Ärzte fehlen könnten. Der Mangel an Hausärzten ist besonders alarmierend, gegenwärtig fehlen etwa 5.000 Hausärzte. Diese Entwicklung wird durch die hohe Arbeitsbelastung und die unzureichenden finanziellen Anreize für den Beruf verstärkt. Zudem ist der Zugang zum Medizinstudium stark limitiert: Jährlich stehen etwa 10.000 Studienplätze für rund 36.000 Bewerber zur Verfügung, was zu Forderungen nach einer Erhöhung der Plätze um 5.000 bis 6.000 führt.