Erfurt

Skandal im Erfurter Theater: Machtmissbrauchvorwürfe gegen Montavon!

In Erfurt stehen schwerwiegende Vorwürfe gegen den ehemaligen Intendanten Guy Montavon sowie weitere Mitarbeiter des Theaters im Raum. Laut einem externen Gutachten, das von einer Kanzlei im Auftrag der Stadt Erfurt erstellt wurde, sind Machtmissbrauch sowie sexualisierte Gewalt dokumentiert. Dieses Gutachten ist bislang nicht öffentlich zugänglich, und nur eine handvoll Stadträte hatte die Möglichkeit zur Einsichtnahme. Dennoch hatte die Stadtspitze angekündigt, Teile des Gutachtens der Öffentlichkeit vorzustellen, was bisher jedoch nicht umgesetzt wurde. Montavon erhielt als einer der ersten Einsicht in die Ergebnisse.

Die Stadtverwaltung genehmigte im vergangenen Jahr die Kündigung Montavons, die jedoch aus Gründen erfolgte, die nicht mit den ursprünglichen Vorwürfen in Verbindung stehen. Es gibt Hinweise darauf, dass Montavon private Angebote der Theaterwerkstätten in Anspruch nahm, was als Grund für die Kündigungen angeführt wird. In der Folge klagt Montavon gegen seine Entlassung, wobei bisher noch kein Termin für eine Verhandlung festgelegt wurde. Auch Angela Klepp-Pallas, die ehemalige Verwaltungschefin des Theaters, wurde abberufen und in eine andere Position versetzt. Für mögliche Nachzahlungen an Montavon und Klepp-Pallas hat die Stadt Erfurt eine Rücklage von 1,5 Millionen Euro eingeplant.

Öffentliche Reaktionen und Forderungen

Die unzureichende öffentliche Aufarbeitung der Vorwürfe sorgt für Kritik. Die Stadt äußert sich aufgrund der laufenden Verfahren nicht dazu, während Montavon auf Anfragen zu den Vorwürfen nicht reagiert. Stadträtin Tina Morgenroth (Fraktion Mehrwertstadt) äußert sich besorgt über die mangelnde Aufklärung und das Ungerechtigkeitsempfinden unter den Bürgern. Gleichzeitig fordert die Grüne-Stadträtin Laura Wahl eine Diskussion auf Landesebene sowie einen Untersuchungsausschuss, um den Umgang mit den Vorwürfen zu klären. Sie hebt hervor, dass eine Überarbeitung des Gleichstellungsgesetzes in Thüringen erforderlich sei, insbesondere im Hinblick auf die Rechte und den Schutz von Gleichstellungsbeauftragten.

Ein neuerlicher Vorfall in der Kulturbranche wirft derweil Fragen auf. Am 18. April 2024 wurde eine Studie des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP München) vorgestellt, die sich ebenfalls mit Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierter Gewalt beschäftigt. Diese Studie an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) ist die erste vollständige Untersuchung zu diesem Thema in Deutschland an einer Musikhochschule und wurde im Februar 2023 in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden von der Geschäftsführerin Helga Dill sowie Soziologin Dr. Tinka Schubert in einer Pressekonferenz präsentierten.

Die Studie identifizierte Machtmissbrauch als zentrales Problem und dokumentierte Fälle von struktureller Diskriminierung und sexualisierter Gewalt an der HMTM. Trotz bereits ergriffener Maßnahmen sieht die Hochschule weiteren Handlungsbedarf. Prof. Lydia Grün, Präsidentin der HMTM, kündigte einen sieben Punkte umfassenden Plan an, der auf die Ergebnisse der Studie reagieren soll. Die Studierendenvertretung der HMTM fordert konsequentes Handeln und möchte aktiv am Veränderungsprozess mitwirken. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass die Kulturbranche in Deutschland vor großen Herausforderungen steht, die dringend aufgearbeitet werden müssen.