
Während sich die Touristen auf Teneriffa bei milden Temperaturen im Sand räkeln, spielen sich nur wenige Meter entfernt dramatische Szenen ab. Am Neujahrstag landeten 71 Migranten am Strand des beschaulichen Fischerdorfs Las Galletas. Was als strahlender Anblick beginnt, endet tragisch: Zwei der Ankommenden überlebten die gefährliche Überfahrt nicht. Während Rettungskräfte die Überlebenden mit Decken und Wasser versorgten, wurde eine der Leichen vorsichtig abtransportiert. Diese bedrückende Szenerie ist, wie Bild berichtet, kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines dramatisch wachsenden Trends.
Die Kanarischen Inseln, die für viele Migranten als Sprungbrett nach Europa fungieren, verzeichnen Rekordzahlen: 46.802 Menschen wagten im letzten Jahr die riskante Überfahrt – mehr als je zuvor. Dieser Trend scheint unaufhaltsam zu sein, denn allein über die Weihnachtstage kamen über 1.700 Migranten an. Die Route von Westafrika zu den Kanaren gilt als eine der gefährlichsten der Welt, was die erdrückende Zahl von 9.757 Todesopfern im vergangenen Jahr untermauert. Viele Opfer sind Kinder und Jugendliche, die den Traum von einem besseren Leben nie verwirklichen können.
Gefährliche Flucht ins Ungewisse
Trotz der tödlichen Gefahren stürzen sich Tausende auf ihr Glück in meist unzureichend ausgerüsteten Booten, bekannt als „Cayuco“. Diese Fischerboote aus Holz sind für die Atlantiküberquerung kaum geeignet, doch aus Verzweiflung scheinen sie manchen als einzige Möglichkeit. Von den spanischen Behörden kommen wenige Zeichen der Hoffnung. Stattdessen wächst die Fluchtroute rasant, nicht zuletzt wegen der verstärkten Überwachung im Mittelmeer.
Frontex, die europäische Grenzschutz-Agentur, schlägt Alarm: Kriminelle Schlepperbanden nutzen die steigende Nachfrage und schicken immer mehr Boote ins Nichts. „Verstärkte Aktivitäten“, nennt das die Agentur diplomatisch, während auf den Booten Menschen um ihr Leben kämpfen. Diese erschreckenden Zustände sind auch der Uno-Flüchtlingshilfe bekannt, die klarstellt, dass die Überfahrt extreme Risiken birgt. Die Mehrheit der Reisenden, so die Organisation, habe „keine echten Fluchtgründe“, sondern erhoffe sich lediglich bessere wirtschaftliche Perspektiven.
Europas trügerische Nähe
Der Blick auf die geographische Nähe zu Afrika verheißt für viele Migranten den Beginn eines neuen Lebens. Doch diese Hoffnung endet häufig in einem traurigen Finale im Meer. Die Distanz zwischen Nordafrika und den Kanaren kann an der engsten Stelle gerade mal 100 Kilometer betragen – doch dieser kurze Weg wird für viele zur Endstation. Bild unterstreicht die Dramatik der Ereignisse, da sich die Route zu einem wahren „Massengrab“ entwickelt hat.
In einem Meer der Hoffnungslosigkeit suchen die Menschen nach besseren Chancen, doch die Realität zeigt ein düsteres Bild. Tausende überlebten die Fahrt nicht, während auf den spanischen Stränden das Wechselspiel von Hoffnung und Verlust weitergeht. Ein erschütternder Beginn des neuen Jahres auf den Kanaren, der uns alle zum Nachdenken anregen sollte.