
Am 1. Februar fusionierten die evangelische Klinik (EVK) und das katholische Dreifaltigkeit-Hospital (DFH) in Lippstadt. Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Krankenhausstandorte langfristig zu sichern, jedoch mit einschneidenden Folgen für die medizinische Versorgung von Frauen. Nach der Fusion sind Schwangerschaftsabbrüche nur noch erlaubt, wenn das Leben der Mutter in akuter Gefahr ist. Vor der Fusion waren auch andere medizinische Gründe, wie schwerste Behinderungen des Kindes oder die Situation nach sexueller Gewalt, für einen Schwangerschaftsabbruch zulässig. Chefarzt Prof. Joachim Volz, der zuvor Schwangerschaftsabbrüche in der Frauenklinik durchgeführt hatte, sieht sich nun mit einem strikten Verbot konfrontiert.
Der Grund für dieses Verbot ist eine nicht verhandelbare Bedingung des katholischen Erzbistums für die Fusion. Prof. Volz erhielt ein Schreiben der Geschäftsführung, das ihm untersagt, Schwangerschaftsabbrüche außerhalb der Lebensgefahr der Mutter durchzuführen. Dies hat zur Folge, dass jährlich etwa 15 Schwangerschaftsabbrüche, die zuvor aus medizinischer Indikation durchgeführt wurden, nicht mehr erfolgen können. Aus diesem Anlass hat Volz Klage gegen die Dienstanweisung eingereicht, um die Rechtmäßigkeit des Verbots prüfen zu lassen.
Proteste und Solidarität der Ärzte
<pIn einem offenen Brief haben sich 60 Ärztinnen und Ärzte aus Lippstadt solidarisch mit den betroffenen Frauen und der Frauenklinik erklärt. Sie fordern die Fortsetzung von Schwangerschaftsabbrüchen bei medizinischen Indikationen und kritisieren, dass die gesetzlich vorgegebenen Kriterien nicht durch die katholische Kirche übergangen werden dürfen. Der offene Brief verweist darauf, dass die katholische Kirche Schwangerschaftsabbrüche nur unter bestimmten Umständen duldet, wobei schwere Missbildungen des Kindes und Schwangerschaftsabbrüche nach Vergewaltigung nicht als tragfähige Gründe akzeptiert werden. Die Ärzte betonen, dass jede Frau ein Anrecht auf eine fachgerechte Behandlung hat.
Prof. Volz bat die Krankenhausverantwortlichen zu einem Dialog und ein Überdenken ihrer Position. Er befürchtet, dass das Gericht seine Klage abweisen wird, plant jedoch, im Fall einer Niederlage Berufung einzulegen. Er hebt die Wichtigkeit der medizinischen Versorgung für Frauen hervor und betont die emotionale Belastung, die mit Schwangerschaftsabbrüchen verbunden ist. Sein Anliegen erhält Rückhalt von Kollegen sowie ehemaligen Patientinnen, die sich gegen das Verbot ausgesprochen haben.
Die Situation verdeutlicht die Spannungen zwischen medizinischen Notwendigkeiten und den Richtlinien der katholischen Kirche im Gesundheitswesen. Damit stehen der Wunsch nach einer umfassenden Frauenmedizin und die religiösen Vorgaben in einem Konflikt, der noch viele Diskussionen nach sich ziehen wird.
Für weitere Informationen zu dieser Thematik können Artikel auf [DocCheck](https://www.doccheck.com/de/detail/articles/50874-abtreibung-kirche-ueber-wissenschaft) und [WDR](https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/aerzte-lippstadt-schwangerschaftsabbruch-100.html) nachgelesen werden.