
Steffen Günther, seit drei Jahren CFO der Liebherr-International AG, hat die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens und die Situation am Standort Deutschland kommentiert. Bei einem Rekordumsatz von 14,6 Milliarden Euro verzeichnete das Unternehmen allerdings in einigen Bereichen, wie Erdbewegungen und Turmdrehkranen, Umsatzrückgänge in dreistelliger Millionenhöhe. Auch in den Sektoren Kühl- und Gefriergeräte sowie Mischtechnik und Turmdrehkrane wurden Kurzarbeitstage notwendig.
Für das Gesamtjahr 2024 meldete Liebherr eine Umsatzsteigerung von vier Prozent. Bei der Baumaschinenmesse Bauma 2024 war das Motto des Unternehmens „Hands on the future“. Dabei wurde deutlich, dass steigende Zölle aus den USA Einfluss auf die Planungen der Firmengruppe haben. Es wird mit Zöllen von bis zu 20 Prozent auf europäische Produkte gerechnet. Liebherr produziert Mining-Trucks in den USA und importiert Komponenten aus Biberach, was die Handelsbarrieren zusätzlich verschärft. Durch drohende Zölle könnten auch chinesische Produkte mit bis zu 104 Prozent belastet werden.
Arbeitsplatzverlagerungen und Zukunftspläne
Die Anforderungen der Kunden in der Branche haben sich geändert; alternative Antriebe wie Wasserstoff und Ammoniak, sowie autonomes Fahren und Digitalisierung sind stark nachgefragte Themen. Liebherr hat eine diversifizierte Kundenbasis, die von Familienunternehmen bis zu globalen Aktiengesellschaften reicht. Die Bundesregierung plant ein 500-Milliarden-Konjunkturpaket, das als positiv für den deutschen Markt angesehen wird.
Dennoch sehen sich mehrere Standorte mit Herausforderungen konfrontiert. So werden 350 Arbeitsplätze vom Standort Bad Schussenried nach Bulgarien verlagert, während der Standort selbst erhalten bleibt und die Mischtechnik neu aufgestellt wird. Zudem zieht sich Liebherr vom Grundstückskauf im IGI Rißtal zurück, um in das bestehende Werk in Biberach zu investieren. Zukünftige Expansionen sind in Kirchdorf und der Bau einer neuen Fabrik in Ehingen geplant. Für das laufende Jahr strebt das Unternehmen einen Umsatz von 15 Milliarden Euro an.
Parallel zu diesen Herausforderungen feiert Liebherr 75 Jahre Unternehmensgeschichte, die von technologischer und innovativer Kompetenz geprägt ist. In Gesprächen mit vier Mitarbeitern wird die Bedeutung erfahrener und neuer Mitarbeiter für die Produktqualität hervorgehoben. Dies umfasst auch aktuelle Themen wie Digitalisierung und Dekarbonisierung, beispielsweise durch die Entwicklung eines Wasserstoffverbrennungsmotors als zukünftigen Antrieb.
Wolfgang Remlinger betont die Notwendigkeit der Diversifizierung und Dezentralisierung von Produktlinien bei gleichzeitiger Zentralisierung der Technologie. Dies soll dazu beitragen, Synergien zu schaffen, die Entwicklungsrate zu erhöhen und die Servicequalität zu verbessern. Steffen Günther hebt die Bedeutung stabiler kommerzieller Richtlinien für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens hervor, was auch die finanzielle Unabhängigkeit und langfristige Planung als globaler Akteur unterstützt.
Weitere Informationen zur Unternehmenskultur und den Zielen von Liebherr finden Sie in dem Artikel von Liebherr.