
Ein bemerkenswerter historischer Verwechslungsfall wurde an der Universität Heidelberg aufgeklärt, der die Überreste des berüchtigten deutschen Banditen Schinderhannes betrifft. Ein Verwandter von Johannes Bückler, besser bekannt als Schinderhannes, spielte eine entscheidende Rolle bei der Identifizierung von Skeletten, die über 200 Jahre lang falsch zugeordnet waren. Die Ergebnisse der analativen Untersuchungen haben das Verständnis über die Historie dieser Figur erheblich erweitert, wie Mannheimer Morgen berichtete.
Schinderhannes, der in den 1770er Jahren in Miehlen geboren wurde, war der Anführer einer berüchtigten Räuberbande und beging innerhalb von nur sechs Jahren insgesamt 211 Straftaten. Seine Taten umfassten Überfälle auf wohlhabende Kaufleute, was ihm in der Bevölkerung, trotz seiner Verbrechen, eine gewisse Beliebtheit einbrachte. Bückler sowie viele seiner Komplizen wurden 1803 gefangen genommen und zum Tode verurteilt, bevor sie in Mainz hingerichtet wurden. Die Überreste seiner Person wurden zusammen mit einem weiteren Skelett, das einem anderen Räuber zugeordnet wurde, im Jahr 1804 an die Universität Heidelberg übergeben.
Verwechslungsursache Aufgeklärt
Es stellte sich heraus, dass eine Verwechslung der Sammlungsnummern im 19. Jahrhundert unter den Nachfolgern von Jacob Fidelis Ackermann, dem ersten Lehrstuhlinhaber für Anatomie an der Universität, der Grund für die falschen Zuordnungen der Skelette war. Die Skepsis über das Skelett, das fälschlicherweise als das von Schinderhannes galt, führte zu eingehenden Untersuchungen durch die Kuratorin Sara Doll. Anhand modernster chemischer Analysen und Bildgebungsverfahren konnte eine Verwechslung nachgewiesen werden.
Ein lebender Nachkomme von Schinderhannes‘ Schwester half durch genetische Vergleiche bei der Identifizierung. Eine Analyse der Medizinischen Universität Innsbruck bestätigte schließlich die wahre Identität des Schinderhannes-Skeletts. Erste Widersprüche über sein Aussehen wurden dadurch geklärt: Er hatte braune Augen, dunkle Haare und einen blassen Hautton. Das originale Skelett wurde aus konservatorischen Gründen aus der Ausstellung entfernt und durch eine Replik ersetzt.
In einem weiteren Bericht von 1&1 Magazin wird erwähnt, dass dieser Fall als der erste historische Fall gilt, in dem eine neuartige molekulargenetische Methode erfolgreich angewendet wurde. Diese Kombination aus anthropologischen und chemischen Analysen half nicht nur bei der Identifikation des echten Schinderhannes-Skeletts, auch das Skelett des „Schwarzen Jonas“ bleibt weiterhin ein Rätsel. Es wird vermutet, dass es fälschlicherweise entwendet oder ausgeliehen wurde und somit der Verbleib unbekannt ist.
Das Hunsrück-Museum in Simmern hat zudem das Fallbeil erhalten, das möglicherweise 1803 Schinderhannes geköpft hat. Die Verwirrungen um die Skelett-Identitäten werfen nicht nur historische Fragen auf, sondern zeigen auch die Fortschritte in der modernen Wissenschaft auf.