
Michael Roth hat kürzlich sein Büro im Bundestag geräumt und beschreibt den Abschied von seinen Mitarbeitern als emotional. Nach 27 Jahren im Bundestag steht Roth nun vor der Herausforderung, sich an das Leben als normaler Bürger zu gewöhnen. Während er sich nicht in die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD eingemischt hat, äußerte er Bedenken zur Außenpolitik Deutschlands, insbesondere zur Solidarität mit osteuropäischen Ländern.
Roths erstes Projekt im Bundestag war der Bau des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, da ihm eine angemessene Erinnerungskultur für die Opfer des Holocaust wichtig ist. Sein Engagement für das Thema und die Erinnerungskultur wurde durch seine Erziehung und Erfahrungen in der evangelischen Jugendarbeit geprägt. Roth ist besonders besorgt über die Zunahme des Antisemitismus in Deutschland, den er in seinem eigenen politischen Umfeld besonders erschütternd findet.
Wandel des politischen Selbstverständnisses
Er beschreibt eine Veränderung in seinem politischen Selbstverständnis, die insbesondere nach dem 7. Oktober 2023 eingetreten ist. Roth kritisiert die Geschichtslosigkeit in linken Kreisen und äußert, dass er niemals gedacht hätte, dass Antisemitismus ein so großes Problem in Deutschland werden würde. Zudem hat er eine enge Verbindung zu Israel und bezieht Position zu der aktuellen israelischen Regierung sowie deren Umgang mit dem Krieg.
In einem Interview im Rahmen der Sendung „Markus Lanz“ am 14. November 2023 äußerte Roth sich auch zu Anfeindungen gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland und zeigt sich beschämt über die mangelnde Sicherheit für jüdische Bürger. Er stellt fest, dass sich die Kritik an Israel seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober verstärkt hat, und merkt an, dass Deutschland sich im Konflikt parteiisch erklärt hat. Roth bezeichnet die EU als „komplett irrelevant“ im Nahost-Konflikt aufgrund interner Uneinigkeit.
Er äußert Mitgefühl für die palästinensischen Opfer, sieht jedoch keine bewussten Angriffe Israels auf Zivilisten. Während der Diskussion über die Vermeidung ziviler Opfer in Israel zeigt Roth Skepsis gegenüber den Todeszahlen im Gazastreifen, da diese von einem Hamas-kontrollierten Gesundheitsministerium stammen. Er hebt hervor, dass die Fatah unter Mahmud Abbas zu geschwächt ist, um Friedensgespräche führen zu können, und betont, dass Hamas nicht an einer friedlichen Koexistenz interessiert ist.
Roth plant, sich nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik weiterhin als Bürger einzubringen und fordert eine engere Beziehung zwischen Deutschland und Israel, auch zur Zivilgesellschaft. Er betont die Notwendigkeit, regelmäßig nach Israel zu reisen und die Situation vor Ort zu verstehen.