
In Bayern ist eine besorgniserregende Zunahme an illegalen Tötungen geschützter Greifvögel zu verzeichnen. Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks werden diese Vögel vorsätzlich vergiftet, erschossen oder mit Schlagfallen getötet. Die Straftaten sind in allen Regionen des Freistaats präsent, wobei Hotspots in bestimmten Gebieten wie dem Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, dem Raum Regensburg und der Gegend um Straubing identifiziert wurden.
Andreas von Lindeiner, der das Projekt „Tatort Natur“ beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) leitet, verfolgt das Ziel, Naturschutzkriminalität, und insbesondere die illegale Verfolgung von Greifvögeln, systematisch zu dokumentieren. Die Bilanz für das Jahr 2024 zeigt, dass in Bayern zwölf Großvögel nachweislich durch Gift ums Leben kamen. Eine Haupttodesursache für diese Vorfälle ist das Nervengift Carbofuran, das seit 2008 in der EU verboten ist und auch für Kinder und Haustiere gefährlich ist. Dieses Gift wird häufig in Ködern wie präparierten Eiern oder Fleisch platziert.
Schockierende Einzelfälle und Dunkelziffer
Ein skandalöser Vorfall ereignete sich Ende 2024, als Carbofuran bei einer hilflosen Haustaube in Nittendorf entdeckt wurde. Diese Taube wurde als „Kamikaze-Taube“ eingesetzt, um Greifvögel anzulocken, während die Polizei in diesem Zusammenhang noch keinen Tatverdächtigen ermitteln konnte. Insgesamt wurden in den letzten Jahren 67 Strafanzeigen wegen der illegalen Verfolgung von Greifvögeln erstattet, doch es gab keine Verurteilungen oder Anklagen. Der LBV geht von einer hohen Dunkelziffer aus, da nur ein Bruchteil der toten Vögel entdeckt wird.
Darüber hinaus wurden in einem Fall in der Oberpfalz, wie die Süddeutschen Zeitung berichtete, die Überreste eines Seeadler-Weibchens entdeckt. Zunächst wurde vermutet, dass der Vogel einen Unfall hatte, doch die Obduktion ergab, dass er an einer tödlichen Dosis Rattengift gestorben war. Unklar bleibt, ob der Adler gezielt vergiftet wurde oder ob er einen vergifteten Kadaver gefressen hat. In 2023 wurden insgesamt 25 Naturschutz-Straftaten in Bayern registriert, wobei 19 Eulen- oder Greifvögel vergiftet und sechs geschützte Vögel erschossen wurden.
Lindeiner hebt hervor, dass diese Statistiken nur die „Spitze des Eisbergs“ darstellen, da die meisten Straftaten unbekannt bleiben. In keinem der bekannten Fälle wurden bisher Täter ermittelt oder bestraft. Häufig sind Einzeljäger oder Züchter die Verantwortlichen, die ihre Tiere vor Fressfeinden schützen wollen. Brutale Methoden dieser Täter beinhalten das Vergiften von Tauben, um Greifvögel gezielt anzulocken, während das Gift Carbofuran weiterhin häufig zum Einsatz kommt. Besonders in der Oberpfalz, insbesondere der Region Regensburg, häufen sich diese Straftaten.