
Jörg-Uwe Hahn, FDP-Politiker, hat bei einem Besuch in der Synagoge in Pohl-Göns auf die Notwendigkeit geeigneter Orte zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus aufmerksam gemacht. In seiner Ansprache betonte er, dass es in der Wetterau nur eine geringe Anzahl solcher Gedenkstätten gebe, was seiner Meinung nach zu einer unzureichenden Erinnerungskultur führe. Ein positives Beispiel für eine lebendige Gedenkstätte sei die Synagoge in Bad Nauheim, die er lobte.
Besonders hervorhob Hahn in seiner Rede auch eine Ausstellung im Wetterauer Museum, die sich mit dem Leben der Juden vor 1933 beschäftigt. Diese Stelle sei besonders nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 relevant, da viele jüdische Mitbürger darüber nachdenken, auszuwandern. In diesem Zusammenhang äußerte er seinen Unmut über die Reaktionen von Intellektuellen und Politikern auf den Konflikt und kritisierte das vorherrschende Narrativ, das angeblich den Kolonialismus und den „weißen Mann“ für die Probleme der Palästinenser verantwortlich mache.
Erinnerungskultur und Aufarbeitung der Geschichte
Hahn sprach zudem das Thema Antisemitismus als ein historisches Problem an, das bis ins frühe Christentum zurückreicht. Er forderte eine intensivere Auseinandersetzung mit der Geschichte der Wetterau und eine bessere Vernetzung der jüdischen Gedenkorte. Des Weiteren plädierte er für kommunale oder schulische Partnerschaften mit Israel, um das Verständnis und den Austausch zu fördern.
Ein weiterer Aspekt seiner Rede war die Notwendigkeit der akademischen Aufarbeitung und die Freiheit der Wissenschaftler, ohne ideologische Einschränkungen zu arbeiten. Hahn wies auf die Gefahren des populistischen Denkens hin, das komplexe gesellschaftliche Probleme vereinfacht darstelle. Der positive Bescheid des Butzbacher Antrags „Demokratie leben!“ wurde als Bestätigung des Engagements im Kampf gegen undemokratische Kräfte gewertet.
Zusätzlich zur Ansprache von Jörg-Uwe Hahn lief im Wetterauer Museum eine Ausstellung anlässlich des Festjahrs 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Diese war vom 3. April 2022 bis zum 10. September 2023 zu sehen und wurde seit November 2023 wieder aufgenommen. Die Ausstellung beleuchtet das jüdische Leben in Deutschland und der Wetterau und thematisiert die Sichtbarkeit und Artikulation jüdischen Lebens in der heutigen Gesellschaft. Sie umfasst Fotografien, Gegenstände und Texte, die einen direkten Einblick in das jüdische Leben bieten und ist sowohl für interessierte Besucher*innen als auch für Schulklassen geeignet.
Die durch den Überfall der Hamas stark veränderte Situation im Nahen Osten und in Deutschland hat auch zu einem Anstieg antisemitischer Übergriffe geführt, was die Gefährdung jüdischen Lebens in Deutschland verdeutlicht. In Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim und weiteren Partnern soll die Ausstellung einen selbstverständlichen Teil des Lebens in Deutschland und der Wetterau darstellen. Führungen für Schulklassen und Gruppen sind nach Vereinbarung buchbar.