
Im Frühling 1945 nahmen die Ereignisse im deutschen Kriegsgefangenenlager Neubrandenburg-Fünfeichen dramatische Wendungen, die von fragmentarischen Berichten und Tagebüchern niederländischer Offiziere dokumentiert wurden. Diese Quellen wurden von Militärhistorikern Johan van Hoppe und Eric van der Most bearbeitet und veröffentlicht. Die Geschichte des Lagers reicht zurück bis zur Kapitulation der Niederlande am 15. Mai 1940, als niederländische Soldaten zu Kriegsgefangenen erklärt wurden.
Insgesamt kamen rund 6.000 niederländische Soldaten ins Stalag IIA, wurden jedoch auf Befehl Adolf Hitlers Ende Mai/Anfang Juni 1940 wieder freigelassen. 1942 wurden alle Offiziere und Kadetten wegen illegaler Aktivitäten erneut in deutsche Lager abtransportiert. Im Januar 1944 erreichten circa 2.500 Gefangene aus Stanislau das Lager in Neubrandenburg. Während ihrer Zeit dort genossen die Offiziere einige Privilegien, wie das Empfangen von Paketen und die Möglichkeit zur Korrespondenz. Zudem gab es im Lager zahlreiche Freizeitaktivitäten, darunter Theateraufführungen und Sportwettbewerbe.
Ereignisse der Befreiung
Am 24. April 1945 wurden Leuchtbomben über dem Lager abgeworfen, um eine Typhusepidemie zu bekämpfen. Berichten zufolge herrschte am 26. und 27. April Luftalarm, und die Gefangenen weigerten sich, das Lager zu verlassen. Am 28. April 1945 erreichten die ersten sowjetischen Panzer das Lager und befreiten die Gefangenen. Nur einen Tag später, am 29. April, wurde Neubrandenburg von der 2. Belorussischen Front eingenommen, wobei über 80 Prozent des Stadtzentrums zerstört wurden. Nach der Befreiung waren die ehemaligen Gefangenen mit Plünderungen und den Schrecken des Krieges konfrontiert.
Am 24. Mai 1945 verließen die niederländischen Offiziere das Lager in Richtung Heimat. Das Kriegsgefangenenlager wurde später in ein sowjetisches Repatriierungslager Nr. 165 umgewandelt. Mitte Mai 1945 waren über 20.000 Menschen im Lager untergebracht. Diese bewegte Geschichte fand jedoch kein Ende mit der Befreiung: Der sowjetische Geheimdienst NKWD richtete im Lager ein Speziallager Nr. 9 ein.
Das Camp Fünfeichen, damals als Stalag II-A bekannt, wurde 1939 erbaut und diente der Unterbringung polnischer Kriegsgefangener nach der deutschen Offensive im gleichen Jahr. Über die Jahre hinweg waren dort verschiedene Nationalitäten interniert, darunter Belgier, Franzosen, Briten, Jugoslawen und Amerikaner. Nach der Übernahme durch die Sowjets im Jahr 1945 wurde der Standort von 1945 bis 1949 als NKVD-Lager genutzt. Heute sind die Überreste des ehemaligen Lagers ein Denkmal und eine Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer.