Heilbronn

Bildungsexperte John Hattie: Schulsystem braucht dringend Reformen!

Der renommierte Bildungsexperte John Hattie hat beim ersten Schulleitungssymposium in Heilbronn eindringlich vor den Gefahren des mehrgliedrigen Schulsystems gewarnt. Hattie, der als einer der führenden Köpfe im Bildungsbereich gilt, hat in seiner Karriere zahlreiche Studien durchgeführt, um herauszufinden, welche Faktoren den Lernerfolg von Schülern beeinflussen. In seinem berühmten Buch „Visible Learning“ hat er bereits 2008 die Grundlagen für eine neue Sichtweise auf das Lernen gelegt.

In seiner leidenschaftlichen Ansprache betonte Hattie, dass die Verschwendung von Talenten durch das bestehende Schulsystem in Deutschland alarmierend sei. „Die Abgrenzung von Kindern in Schulen führt dazu, dass viele ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen können“, erklärte er und verwies auf die stagnierenden Ergebnisse der PISA-Studien. Wie Stimme.de berichtete, sieht Hattie die entscheidenden Weichenstellungen bereits im Alter von elf oder zwölf Jahren, wenn die Weichen für den späteren Erfolg gestellt werden.

Die Rolle der Schulleitungen

Ein zentrales Thema seiner Rede war die Bedeutung von Schulleitungen. Hattie stellte klar: „Es ist sehr schwer, eine großartige Schule ohne einen großartigen Schulleiter zu finden.“ Die Schulleitung sei entscheidend für das Klima und die Kultur in der Schule. „Die Kinder kommen nicht zur Schule, um zu lernen, was sie bereits wissen, sondern um das zu lernen, was sie noch nicht wissen“, so Hattie weiter. Fehler sollten in der Schule als Lernchancen betrachtet werden, nicht als Misserfolge.

Er kritisierte auch die Rolle der Eltern, die oft nicht die ersten Lehrer ihrer Kinder sind, wie viele annehmen. „Eltern sollten ihre Kinder in Lernaktivitäten einbeziehen, die nicht unbedingt mit der Schule zu tun haben“, empfahl Hattie. Dies könnte durch Herausforderungen im Alltag geschehen, die den Kindern zeigen, dass Scheitern Teil des Lernprozesses ist.

Die Zukunft des Lernens

Ein weiterer spannender Punkt war der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf den Unterricht. Hattie ist überzeugt, dass KI das Potenzial hat, den Bildungsbereich revolutionär zu verändern. „Wir müssen Lehrer dazu bringen, KI effizienter zu nutzen“, forderte er. Die Technologie könne Unterrichtspläne viel besser erstellen als Menschen, doch die Schulen müssten bereit sein, diese Innovationen zu akzeptieren.

„Die Klassen werden immer heterogener, und das ist eine große Chance für die Zukunft“, sagte Hattie. Arbeitgeber suchen nach Menschen, die kommunizieren und zusammenarbeiten können. Daher sei es wichtig, dass Schüler lernen, wie man in vielfältigen Gruppen arbeitet. „Wir sollten die Vielfalt als großen Bonus ansehen“, so Hattie.

Abschließend äußerte Hattie die Hoffnung, dass sich das Schulsystem in Deutschland ändern kann. „Das muss es“, betonte er nachdrücklich. Die Herausforderungen sind groß, doch mit den richtigen Ansätzen und einer offenen Haltung gegenüber Veränderungen könnte die Bildung in Deutschland endlich aufblühen.

NAG Redaktion

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